Sonntag, 5. Mai 2019

Ein Tag in der Alhambra


Sagenhafte maurische Burg, ein Hauch Orient im Süden Spaniens, massive Festungsmauern vor der Sierra Nevada - die Alhambra bezauberte mich bei meinem Besuch in Granada besonders. Ich bin im Januar Richtung Marokko gefahren und hatte vor, auf dem Landweg über Spanien nach Nordafrika zu kommen. Ich wählte mir eine Route über Südfrankreich, Barcelona und Andalusien, die ich mit Bussen und Zügen zurücklegte. Eine Sache, die ich in Andalusien unbedingt sehen wollte, war die Alhambra und so plante ich einen Aufenthalt in Granada ein.
Granada, eine Stadt von etwa 250.000 Einwohner, ist definitiv eine Reise wert. Es ist echt schön, durch das Viertel Albaicín zu flanieren, am Fluss Darro entlang zu spazieren, die Aussicht auf die Alhambra zu genießen oder die Streetart von El Niño anzusehen oder im modernen Zentrum umherzustreifen. Ich bin aber vor allem für die Alhambra nach Granada gekommen. Die Erwartungen an diese Burg waren entsprechend hoch - und wurden doch nicht enttäuscht. 

Ich war an einem sonnigen Wochenende Ende Januar in Granada. Die Temperaturen fielen zwar nachts stark und lagen morgens bei etwa fünf Grad, tagsüber war es aber wirklich warm mit bis zu zwanzig Grad und ich beglückwünschte mich, in Südspanien und nicht in Deutschland zu sein. Ich dachte mir dennoch, dass es ja nicht gerade die Haupttourismussaison sei und ich mein Ticket einfach an der Alhambra kaufen könne an so einem Samstag Ende Januar. Da hatte ich mich verschätzt. Als ich den Berg hochgelaufen war, mehrmals anhaltend um den schönen Blick auf die Festung zu genießen, konnte ich keine Kasse erkennen. Nur Menschen mit reservierten Tickets wurden scheinbar zu den Schaltern durchgelassen. Ich blickte nicht durch, zwischen all den multinationalen Tourist*innen, den Sicherheitsleuten und den Zugangsschranken, setzte mich schließlich auf eine Bank und buchte mir im Internet ein Ticket für den nächsten Tag. Den Rest des Tages verbrachte ich dann "downtown", also "unten" in der Stadt. 


Am nächsten Tag versuchte ich es also erneut - mit meinem E-Ticket auf dem Handy (ich habe es nicht extra ausgedruckt). Auf dem Ticket ist eine Zugangszeit vermerkt - diese gilt allerdings nicht für das ganze Gelände sondern nur für den Nasriden-Palast. Das habe ich erst später kapiert. Aber glücklicherweise ist der Nassriden-Palast recht zentral und ich machte es somit als erstes, nachdem ich mir einen Audio-Guide geliehen hatte und blieb damit in meinem vorgegebenen Zeitfenster. Im Nasriden-Palast ist es dann tatsächlich auch am Engsten, auf dem restlichen Gelände verläuft sich die hohe Besucher*innenzahl dann ein bisschen, denn die ganze Burg ist ja recht groß und es gibt viel zu sehen. Ich verbrachte etwa sechs Stunden auf dem Gelände - von einem kühlen nebligen Morgen bei fünf Grad bis zu sonnigen Nachmittagsstunden bei knapp zwanzig. Der Audioguide hat sich meiner Meinung nach gelohnt - ich entdeckte eine Menge, was mir vielleicht entgangen wäre und die Geschichten und zusätzlichen Bilder waren interessant. 

Mir blieb mehrmals vor Staunen fast der Mund offen stehen. Die Feinheit der Verzierungen, die sorgfältig gearbeiteten Details, die Masse an Gips und Holz und Farbe, die zu den herrlichsten Mustern verbunden waren beeindruckten mich. Zwischendurch erfreute ich mich an den Gartenanlagen, die, obwohl im Januar alles eher karg war, erahnen ließen, welche Farbenpracht hier im Frühjahr und Sommer herrschen musste. So flog die Zeit dahin und ich merkte gar nicht, wie ich mehrere Stunden hier vebrachte. Die Anlage ist sehr vielfältig, da auch die verschiedenen Gebäude aus unterschiedlichen Epochen stammen. Bei gutem Wetter lohnt sich der Besuch definitiv eher, da man dann die Außenanlagen und den Blick auf die Altstadt von Granada mehr genießen kann.

Von Granada aus ging es dann weiter nach Ronda und Algeciras, von dort dann nach Tarifa und mit der Fähre nach Tanger. Ich hatte das Gefühl mit der Anreise über das maurisch geprägte Andalusien einen sanften Übergang nach Marokko geschaffen zu haben. Ich bin ja ohnehin ein Fan langsamer Anreisen und fühle mich ein wenig desorientiert, wenn mich ein Flugzeug an einem ganz anderen Punkt der Welt ausspuckt. Bei dieser Reise war es aber ein besonders stimmiger Weg des Eintauchens in eine andere Kultur.