Die erste Frage, wenn ich einen Blogpost über die Reise nach Slowenien verfassen will, ist natürlich: Wo packe ich es denn hin? Südosteuropa-Reise oder nicht? Wo ist denn eigentlich dieses Slowenien? Einerseits irgendwie neben Italien und unter Österreich, spricht alles für Mitte-Süd oder so. Andererseits Ex-Jugoslawien und da schlägt ja gleich mein Herz für "den Osten" höher. Nur um dann doch festzustellen, dass das Land so gar nichts von seinem ehemaligen Bundesgenossen Serbien hat - das Land, dass ich vor allem mit Jugoslawien verbinde. Alles ist schön ordentlich und sauber und teurer als für einen Urlaub in Ex-Jugoslawien erwartet. Die Straßen sind überall in einem vortrefflichen Zustand, vor jedem noch so kleinen Lokal gibt es einen Stellplatz für Behinderte. Immerhin, es gibt Plazma-Kekse und Cedevita-Brause und in Velenje steht ein Tito-Denkmal am Hauptplatz zwischen Plattenbauten und vor dem sozialistischen Kulturhaus. Und doch fühlt es sich anders an zwischen den Alpen un der Adria. Es fehlt mir vielleicht ein bisschen die Anarchie und Absurdität, die sich ansonsten bei Reisen in den wilden Osten gern mal einstellt.
Da, wo der Sonnenstrahl hinfällt, mussten wir hoch |
Die Wanderung zum Triglav war heausfordernd. Wir hatten einen schier endlosen Anstieg vor uns, um über eine Felswand zu kommen, die mir beim Anblick unbezwingbar vorkam. Ich sagte immer wieder, dass ich es für unmöglich hielte, dass ich da hochkommen würde, aber irgendwie ging es scheinbar doch und wir waren tatsächlich drüber und kamen am Črno jezero (Schwarzer See) an. Kleine Pause und weiter ging es zur ersten Hütte - wo ich dann durch Mithören anderer Gespräche mitbekam, dass es nirgends Übernachtungsplätze in den Berghütten gab. Nach kurzer Nachforschung - unsere Mobiltelefone hatten keinen Empfang, daher mussten wir das Hüttenpersonal bitten, anzurufen - stellte sich heraus, dass einzig in einer Hütte, die eigentlich erst auf unserem Rückweg lag, Übernachtungsplätze in Betten frei waren. In allen anderen Hütten hätten wir im Gastraum Notquartier beziehen können. Damit hätten wir warten müssen, bis die letzten im Bett sind und mit den ersten frühmorgens um fünf aufstehen dürfen, außerdem hatten wir bis auf dünne Hüttenschlafsäcke nichts dabei, was uns die Nachtruhe angenehmer gemacht hätte. Darauf, auf Frühstückstischen Quartier zu beziehen, verzichteten wir also und wanderten weiter zur im-Bett-schlafen-Hütte. Da wir nicht ausreichend auf die Schilder achteten, nahmen wir gleich noch den Weg über den steilen Kamm (wo mich beim Aufstieg kurzzeitig Nerven und Kräfte verließen) und hatten so am Ende des Tages bestimmt 1500 Höhenmeter an Aufstieg hinter uns.
Immerhin brachte ich den Herbergswirt kurz zum Lachen, als wir endlich in der Hütte angekommen waren und uns zum Abendessen niederließen. Mein Begleiter bestellte Bier, was wollte ich denn trinken? Ich überlegte nur kurz: "Schnaps!" Der war wirklich lecker, selbstgemacht und mit Gebirgskräutern verfeinert. Am Morgen erlebten wir noch den Almabtrieb mit, als während des Frühstücks überall Kuhglocken um uns herum ertönten. Der Abstieg war richtig anstrengend, zumal wir Klettersteigsets und Helme umsonst mit auf den Berg geschleppt hatten, ebenso wie andere Dinge für eine Mehrtagestour. Am Bohinj-See legten wir eine Badepause ein, dann holten wir das Auto und fuhren Richtung Meer.
Nach der Enttäuschung, den Triglav nicht bezwingen zu können, war der Ausflug ans Meer die beste Entscheidung. Ich habe sie zu großen Teilen meinem Reisegenossen zu verdanken habe, der sich stark dafür einsetzte. Wir legten noch eine Übernachtungspause in besagtem Old-School-Bungalow (siehe weiter oben) ein, der auf einem Campingplatz stand, der offensichtlich über einem Höhlensystem stand. Da die einzige Führung durch die Höhle aber um neun Uhr stattfand, wohlgemerkt an einem Sonntag, kam die Erkundung nicht in Frage. Wir fuhren schließlich gegen zehn weiter und hatten immerhin am Vortag die Burg des Raubritters Erasmus noch gesehen. Hier aßen wir auf einer Panorama-Terasse zu Abend und blickten Richtung in eine Höhle gezimmerte Burg. Würden vielleicht gleich die Scheinwerfer angehen? Es war schließlich schon ziemlich dunkel. Seit drei Jahren funktioniere das nicht, sagte die Bedienung, also nichts da. Vielleicht war dieser Stopp in der Mitte Sloweniens das ostigste, was uns in diesem Urlaub so passierte. Bungalow mit Originaleinrichtung von vor 40, 50 Jahren inklusive dunkelbrauner Fliesen im Bad, Höhlenführung zu einer absurden Zeit, Zeltplatzpförtner, der frisch aus den 80ern gefallen zu sein schien und nicht-funktionale Beleuchtungseinrichtung an einer der meist ge-instagrammten Sehenswürdigkeiten Sloweniens (#predjama). Und hier ertappe ich mich beim angewandten Balkanismus - warum muss denn immer alles absurd und disfunktional sein, um ostig zu sein?
Auf der Autobahn Richtung Süden meinte ich dann: Lass uns nach Triest fahren! Ich wollte da immer schon mal hin. Italien, dolce vita, Sommerurlaub - sofort stellte sich bei mir eine Flanier-Stimmung ein. Wir aßen eine Kleinigkeit in einer Fußgänger-Zone, dann ließen wir uns durch die Stadt treiben. Irgendwie kamen wir zur Burg und wollten eigentlich nur vorbei oder drum herum gehen, um wieder zum Auto zu kommen. Ein angesprochenes Touristenpaar, von dem wir wissen wollten, ob wir wohl auch quer durch gehen könnten, empfahl uns den Besuch und so schauten wir bei feinstem Sonnenwetter von den Burgmauern in jede Richtung und holten uns Sonnenbrand auf der Nase. Als wir dann schließlich wieder im Auto saßen, fuhren wir entlang der malerischen Küste nach Slowenien mit dem Ziel Piran. Also, malerisch wird die Küste, nachdem man aus dem Hafen- und Industriegebiet von Triest irgendwann raus ist.
Nach der Enttäuschung, den Triglav nicht bezwingen zu können, war der Ausflug ans Meer die beste Entscheidung. Ich habe sie zu großen Teilen meinem Reisegenossen zu verdanken habe, der sich stark dafür einsetzte. Wir legten noch eine Übernachtungspause in besagtem Old-School-Bungalow (siehe weiter oben) ein, der auf einem Campingplatz stand, der offensichtlich über einem Höhlensystem stand. Da die einzige Führung durch die Höhle aber um neun Uhr stattfand, wohlgemerkt an einem Sonntag, kam die Erkundung nicht in Frage. Wir fuhren schließlich gegen zehn weiter und hatten immerhin am Vortag die Burg des Raubritters Erasmus noch gesehen. Hier aßen wir auf einer Panorama-Terasse zu Abend und blickten Richtung in eine Höhle gezimmerte Burg. Würden vielleicht gleich die Scheinwerfer angehen? Es war schließlich schon ziemlich dunkel. Seit drei Jahren funktioniere das nicht, sagte die Bedienung, also nichts da. Vielleicht war dieser Stopp in der Mitte Sloweniens das ostigste, was uns in diesem Urlaub so passierte. Bungalow mit Originaleinrichtung von vor 40, 50 Jahren inklusive dunkelbrauner Fliesen im Bad, Höhlenführung zu einer absurden Zeit, Zeltplatzpförtner, der frisch aus den 80ern gefallen zu sein schien und nicht-funktionale Beleuchtungseinrichtung an einer der meist ge-instagrammten Sehenswürdigkeiten Sloweniens (#predjama). Und hier ertappe ich mich beim angewandten Balkanismus - warum muss denn immer alles absurd und disfunktional sein, um ostig zu sein?
Auf der Autobahn Richtung Süden meinte ich dann: Lass uns nach Triest fahren! Ich wollte da immer schon mal hin. Italien, dolce vita, Sommerurlaub - sofort stellte sich bei mir eine Flanier-Stimmung ein. Wir aßen eine Kleinigkeit in einer Fußgänger-Zone, dann ließen wir uns durch die Stadt treiben. Irgendwie kamen wir zur Burg und wollten eigentlich nur vorbei oder drum herum gehen, um wieder zum Auto zu kommen. Ein angesprochenes Touristenpaar, von dem wir wissen wollten, ob wir wohl auch quer durch gehen könnten, empfahl uns den Besuch und so schauten wir bei feinstem Sonnenwetter von den Burgmauern in jede Richtung und holten uns Sonnenbrand auf der Nase. Als wir dann schließlich wieder im Auto saßen, fuhren wir entlang der malerischen Küste nach Slowenien mit dem Ziel Piran. Also, malerisch wird die Küste, nachdem man aus dem Hafen- und Industriegebiet von Triest irgendwann raus ist.
In Piran hatten wir dann erstmal eine Parking-Challenge vor uns - man darf die Stadt nicht mit dem Auto befahren, allerdings mussten wir in die Stadt, um das verbilligte Ticket für die Tiefgarage zu holen, welches uns die Unterkunft stellte, damit wir das Auto außerhalb der Innenstadt abstellen konnten. Unsere Unterkunft hatte uns eine Liste mit acht Punkten geschickt, wie diese Herausforderung zu bewältigen sei. (Reinfahren, Ticket fürs Innenstadtparken ziehen, Auto abstellen, Zettel schreiben, dass Auto stehe da nur zum Check in, zur Unterkunft, Tiefgaragenticket holen, Vermieterbestätigung nicht vergessen, Auto wieder holen und in die Tiefgarage fahren, bei der Ausfahrt aus der Innenstadt Vermieterbestätigung zeigen, um zu beweisen, dass man nur für den Check in da war, Parken, Bus zurück in die Innenstadt nehmen). Wir haben es schließlich geschafft. Jetzt konnten wir durch die wunderbaren engen Gassen streunen, ein köstliches Abendessen zu uns nehmen und den phänomenalen Sonnenuntergang fotografieren, eine Fahrradtour entlang der Küste planen, auf der Terasse unserer Unterkunft sitzen, im noch angenehm warmen Meer baden, dabei auf potenzielle Seeigel achten, von der Stadtmauer aufs Gassengewirr blicken. Es fühlte sich nach Urlaub an. Nach Sommerurlaub, nach Leichtigkeit, nach Seele baumeln lassen. Und das alles da so eingequetscht zwischen Kroatien und Italien - waren wir am Vortag noch mal eben in Triest gewesen, standen wir am nächsten Tag mit den Fahrrädern an der kroatischen Grenze (mein Gefährte hatte keinen Pass dabei auf der Radtour, deswegen überquerten wir sie nicht). Die Olivenhaine, die Feigenbäume, das Meer und die sofort ansteigenden Hügel, wunderschön.
Doch wir wollten ja noch mehr von Slowenien sehen als nur das Meer. Die Soča zum Beispiel, Sloweniens berühmter türkisfarbener Fluss. Wir fuhren also wieder nach Norden, vertrödelten den Tag etwas im schönen Vipava-Tal, wo wir keine gute Übernachtungsmöglichkeit fanden, und hatten schließlich nach einer zähen Suche Glück in einem Ort mit dem wenig verheißungsvollen Namen "Kanal". Was nach Industrie und begradigtem Flusslauf klingt, stellte sich als hübscher Ort heraus und auf einmal tauchte direkt neben einem Strand, der mitten im Ort an der Soča zum Baden und verweilen einlud, ein Campingplatz auf. Dieser war so rudimentär betrieben, dass er den Namen kaum verdiente, aber wir checkten dennoch ein. Belohnt wurden wir mit einem Abendessen an einem der schönsten Strände, an denen ich bisher in der Dämmerung gesessen habe. Wir picknickten an der Soča mit Blick auf eine schöne Steinbrücke und Reste der Stadtmauer.
Bereits ab Nova Gorica waren wir vom Meer kommend entlang der Soča (italienisch Isonzo, vielleicht ist das der einen oder dem anderen eher ein Begriff) gefahren, nachdem wir am Morgen zusammengepackt hatten, fuhren wir weiter entlang des schillernden Flusses in seinem felsigen Bett. Wir hielten erst in dem Ort Soča wieder, wo wir einen Ferienbauernhof ansteuerten, wo es angeblich Esel geben sollte. Die drei Tiere stellten sich als gut vor den Tourist*innen versteckt heraus, die Herberge war trotzdem eher ein Lichtblick unserer ganzen Übernachtungssuche in Slowenien. Von dort aus besichtigten wir die Quelle der Soča - verrückt, wie das Wasser bereits an der Quelle diese türkise Farbe hat (die ja auch durch das Gestein drum herum beeinflusst ist, schon klar). Und endlich kam auch das Klettersteigset noch zum Einsatz - am letzten Urlaubstag wagten wir uns noch an den Klettersteig am Prisojnik. Ich bin ja was Klettersteige angeht fast Frischling und fand es schon sehr herausfordernd, die Tour zu machen. Sie ist über einige Abschnitte hinweg ungesichert, belohnt aber mit dem Klettern durch ein natürliches Felsfenster. Gerade dort hatte ich allerdings auch ein wenig Angst - immer wieder lösten sich Steine und rollten in Mini-Lawinen den Geröllhang hinunter, zwar nicht direkt in unserem Aufstiegsweg, dennoch wurde mir mulmig. Ich war deshalb für ein zügiges Weitergehen. Als wir es geschafft hatten, fanden wir wie zur Belohnung ein schönes Stück Felsen zur Pause und Brotzeit. Eine Dohle, die uns schon am Felstor singend begrüßt hatte, gesellte sich zu uns und staubte Brotkrumen ab.
Das war es dann mit Slowenien - einen Mini-Ausflug nach Ljubljana unternahmen wir noch, dann fuhren wir wieder gen Heimat. Das herausforderndste war tatsächlich die Unterkunftssuche, die uns auch dazu bewog, in einer einmal gefundenen Unterkunft länger zu bleiben. Und es ist wahrlich kein Low-Budget-Urlaub. Wir scherzten beim Klettersteig schon, dass wir uns wunderten, dass niemand Parkgebühr oder Eintritt verlangt hatte. Irgendwie schien alles in Slowenien Geld zu kosten, noch dazu nicht wenig. Slowenien ist jedoch definitiv schön und eine Reise wert - die sonnige Zeit an der Adria, das Entdecken kleiner Dörfer und Burgen unterwegs, die Fahrt duchs slowenische Alpenvorlang, all das ist traumhaft. Und das nächste Bergabenteuer geht vielleicht doch in die Karpaten, den Kaukasus oder die Dinariden oder tja, wieder mal in die sächsisch-böhmische Schweiz.